Jeder Mensch ist unersetzlich. Manche allerdings halten nur sich selbst für unersetzlich, wären gerne unersetzlich und sehen in der Bestätigung durch andere einen Beleg ihrer Unersetzlichkeit. Sie scheinen diesen Beleg auch zu benötigen, obwohl die Unersetzlichkeit eine naturgegebene Eigenschaft aller Lebewesen ist. Eigener Anspruch und die Einschätzung anderer stimmen nicht immer überein. Sie zur Übereinstimmung zu bringen ist eine der Künste des Lebens.
Monat: August 2014
An die Vegetarier
Gerade wer den Menschen nicht als Höhepunkt der Schöpfung betrachtet, sondern als eines unter anderen Viechern, kann sich der grausamen Wahrheit nicht verschließen, dass er gerade deshalb seit er existiert andere Viecher frißt.
Tierfreunde
Tierfreunde sind Menschen, die von mir im Alltag erwarten, dass ich ein gutmütiges, sabberndes, haarendes Wesen in Kalbsgröße näher an mich heranlasse als den Kneipengast, der aus der zweiten Reihe an der Theke über meine Schulter sein Weizen holt.
Ideologische Brille
Wer Linken, die im Ukraine-Konflikt die einseitige Berichterstattung der Kriegstreiber kritisieren, eine ideologische Sichtweise unterstellt, hat noch nicht bemerkt, dass Russland nicht mehr UdSSR heißt.
Menschlicher Fortschritt
Die Gattung Mensch hat es innerhalb von ca. 10.000 Jahren geschafft, Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde weitestgehend auszuschalten. Fast alle Gefährdungen, denen sie ausgesetzt ist, hat sie selbst verursacht.
Geburtstage
Einer nimmt übel, dass ich mein Geburtsdatum nicht öffentlich mache. Warum sollte ich mir wünschen, dass mir Leute zum Geburtstag gratulieren, die noch nie Zeit hatten, mit mir eine Tasse Kaffee zu trinken?
Ich halte es da wie meine Mutter: Wer mir das ganze Jahr nicht beim Tischdecken und Abspülen hilft, braucht mir am Muttertag auch nichts zu schenken. Persönliche Beziehungen sind keine Eintagsfliegen.
Ich halte es da wie meine Mutter: Wer mir das ganze Jahr nicht beim Tischdecken und Abspülen hilft, braucht mir am Muttertag auch nichts zu schenken. Persönliche Beziehungen sind keine Eintagsfliegen.
Von den Füßen auf den Kopf
1. Berichten wir von unserem Handeln.
2. Reden wir mal darüber, wie wir von unserem Handeln berichten.
3. Verständigen wir uns doch erst darüber, wie wir über die Berichte von unserem Handeln reden wollen.
4. Ich vergleiche jetzt mal, wie die sich darüber verständigen, wie sie über ihre Berichte reden wollen.
Zwanghaftes Abarbeiten dieser und weiterer denkbarer Reflexionsstufen führt weder zu einer Verbesserung der Handlungsfähigkeit noch zu zweckdienlicher Theoriebildung – nur zu Wortmüll.
Anfallskrank
Ganz persönlich bedeutet für mich das Wort anfallskrank, dass ich putze und bügle, wenn es mich anfällt. Nicht dann, wenn mein Über-Ich erste Versuche startet, mir die Notwendigkeit einzureden.
Kulturwirtschaft
Eine SPD-regierte Stadt fördert Absichten, mit Kultur Geld zu verdienen. Das ist die logische Folge einer Wirtschaftsordnung, die jegliche Form der Produktion den Gesetzen des Marktes unterwirft. In einer anderen Denktradition ist der Satz überliefert „Kultur ist wie wir leben und arbeiten“. Dank der Kulturwirtschaft kann heute den Arbeitenden ein marktgängiges Angebot an Freizeitvergnügungen gemacht werden.